Wer schon mal seinen Urlaub in einem der Ortschaften Südtirols verbracht hat, ist wahrscheinlich dem ein oder anderen Mann mit einer blauen Schürze begegnet. Der knielange, blaue Stoff mit ziervollen Bestickungen wirkt wie ein zusätzliches Kleidungsstück und Accessoire, oder doch nicht?
„Ein Mann ohne Schurz ist nur halb angezogen“ – so lautet ein altes Sprichwort in Südtirol. Tatsächlich gibt es noch viele Bauern die den blauen Schurz, auch „Firschte“ genannt, seit ihrer Kindheit tagtäglich anziehen und gar nicht davon loskommen. Aber was bedeutet diese Schürze oder wo findet sie Anwendung?
Laut Historikern findet man die erste Schürze in ihrer Form bereits im 13. Jh. Damals hatten die Bürger nicht viel Kleidung und diese wurde meistens bei der harten Arbeit beschmutzt oder kaputt. Die Schürze kam also ins Spiel, um die Kleidung der Arbeiter zu schützen. Der Nebeneffekt war dabei, dass er zu einem Symbol der Stammeszugehörigkeit wurde. Die höheren Schichten hatten nämlich keinen Bedarf an einer Schürze, da die Arbeit ja von den niederen Schichten verrichtet wurde.
Vor dem 19. Jh. wurde die Schürze in Tirol meist aus Leinen hergestellt und wurde damals in weißer Farbe an Markt- und Feiertagen wie ein Schmuckstück getragen. Als aber der Baumwollstoff das Leinen und den Loden ersetzte und Textilstoffe gefärbt werden konnten, wollten immer mehr Knechte einen „neuen“ Schurz.
Folglich hat es sich so entwickelt, dass die Farbe Blau für die Männer reserviert war und die Frauen nach bunten und gemusterten Schürzen griffen.
Der blaue Schurz wurde langsam zum Symbol der Bauern, die ihn nicht nur bei der Arbeit und auf dem Markt immer trugen, sondern ihn sehr vielfältig einsetzten: Durch das Band um die Hüfte, war kein Gürtel mehr notwendig und der Schurz konnte als Beutel oder Tasche verwendet werden. Sogar beim Samen sähen wurde er praktisch zum Sack umformatiert.
In der Zeit des Faschismus hat dieses Symbol nochmals besonders an Bedeutung gewonnen. Als man nämlich jede Kultur Tirols und somit auch die Tracht verboten hat, wurde der Schurz zu einem politischen Symbol, mit welchem die Bürger versuchten ihre Identität beizubehalten.
Wer nun dachte in Südtirol gibt es nur einen wahren Schurz, der täuscht sich: Der Kalterer Schurz ist blau weiß gestreift und unterscheidet sich eindeutig vom Burggräfler und dem Griesser Schurz. Und es gibt ihn nicht nur hier zu Lande, sondern auch in der Steiermark und in Teilen der Schweiz.
Heute hat sich die Schürze zum begehrten Souvenir entwickelt. Der blaue Schurz wurde früher oft als Geschenk an die Männer kunstvoll mit Adlern, Edelweiß oder Sprüchen bestickt und besonders diese Modelle finden bei den Touristen Anerkennung.
Der Schurz ist also ein lang verankertes Kleidungsstück, das trotz der ganzen Modetrends und Globalisierungen seinen Charakter und seine Anwendung noch beibehalten hat. Genau deshalb ist er so besonders und begehrt.
Beim nächsten Südtirol Aufenthalt also nicht deine Chance verpassen und deinen Liebsten ein Stück Geschichte und Kultur mitbringen!